Celsius verklagt Tether, Compound, BadgerDAO, Cloudflare und Bancor
Der bankrotte Lending-Service Celsius Network versucht vor Gericht hohe Geldsummen von ehemaligen Geschäftspartnern einzutreiben. Dazu strengte man eine Reihe von Klagen an, darunter auch gegen die Branchengröße Tether.
Laut der Darstellung von Celsius soll Tether im Juni 2022 unrechtmäßig Bitcoin liquidiert haben. Demnach hatte sich Celsius auf Basis einer Rahmenvereinbarung zu günstigen Konditionen USDT und EURT bei Tether geliehen und besicherte das Darlehen damals mit Bitcoin. Weil sich der Markt jedoch in einer unsteten Phase befand, musste Celsius mehrfach Bitcoin nachlegen, um genügend Deckung für den Kredit bereitzustellen. Tether soll während einer kritischen Marktphase dem Crypto-Lender jedoch nur 10 Stunden Zeit gegeben haben, um mehr Bitcoin zu hinterlegen. Weil Celsius der Aufforderung nicht nachkommen konnte, verkaufte Tether 39,542 BTC, um das Darlehen abzusichern.
Celsius behauptet, dass die gesetzte Frist nicht angemessen und vertragswidrig gewesen sei und fordert den Betrag in Bitcoin zurück, was aktuell etwa 2,4 Milliarden US-Dollar entspricht. Tether nennt die Klage jedoch gegenstandslos und plant, sich vor Gericht zu verteidigen. Demnach habe man den Betrag vertragsgemäß liquidiert und habe damit wunsch- und weisungsgemäß im Auftrag von Celsius gehandelt. Doch Tether ist nicht das einzige Unternehmen, welches Post von den Anwälte von Celsius bekommen hat. Bereits im Juli war man fleißig dabei diverse Klagen einzureichen.
Das Orakel von Compound
In einer weiteren Klage behauptet Celsius, dass das Lending-Protokoll Compound an einer weiteren Misere schuld ist. Demnach soll Compound Labs nur ein Oracle verwendet haben, um den Kurs des Stablecoins DAI zu tracken. Als der Preis für DAI ausgerechnet an dem einen Handelsplatz, den man für den Preisfeed verwendet haben soll, auf 1,30 US-Dollar stieg, wurde Celsius ebenfalls liquidiert.
Die Klage beruht also im Wesentlichen darauf, dass Celsius behauptet, dass der Vorfall nicht passiert wäre, wenn Compound Labs mehrere Oracles eingesetzt hätte. Dann wäre aufgefallen, dass der Preis von DAI am Gesamtmarkt nicht annähernd so hoch war und die Liquidation wäre verhindert worden, so die Argumentation der Anwälte. Celsius geht sogar noch einen Schritt weiter und behauptet, dass Compound gemäß seines Whitepapers sogar versprochen hat, dass mehr als ein Oracle verwendet werden müsste.
Doch Compound Labs ist nicht das einzige Unternehmen, welches in den Augen der Anwälte von Celsius mangelhafte Software in Umlauf gebracht hat.
Bot Bancor ausreichend Schutz?
Die Bancor DAO hatte bis Ende Juni 2022 eine sogenannte Impermanent Loss Protection, die man jedoch aufgrund der unsteten Marktbedingungen deaktivierte . Die Idee dahinter war, Liquidity Provider vor möglichen Verlusten zu schützen, indem man mit den eingenommenen Gebühren des Protokolls eine Rücklage bildete.
Celsius behauptet in einer weiteren Klage, dass diese Rücklage jedoch nicht ausreichend war, sondern sich die Situation ähnlich wie bei einem Bankrun hätte destabilisieren können. Zum Zeitpunkt der Deaktivierung hatte Celsius wohl noch 14.878 ETH in dem Protokoll investiert, konnte aber nur noch 8.338 ETH retten. Mit der Klage will man also den noch ausstehenden Betrag eintreiben.
BadgerDAO und Cloudflare sollen haften
Während viele DeFi-Protokolle aufgrund von Mängeln der Smart Contracts gehackt werden, hatte Badger eine Sicherheitslücke im Frontend. Über Cloudflare konnte schadhafter Code eingeschleust werden. Als dem Hacker genügend schwergewichtige Marktteilnehmer in die Falle gegangen waren, machte er sich mit umgerechnet 130 Millionen US-Dollar aus dem Staub.
Auch Celsius erlitt durch den Exploit einen Schaden von 50 Millionen Dollar und die Anwälte des Unternehmens wollen von dem Entwickler von Badger und Cloudflare einen entsprechenden Schadensersatz.
Ob man mit diesen Klagen in absehbarer Zeit Erfolg haben oder einen Vergleich erzielen kann, bleibt abzuwarten. Wenigstens Tether gibt sich streitlustig und sollten es die anderen Parteien ebenfalls auf ein Verfahren ankommen lassen, dann könnte es lange dauern, bis ein Ergebnis vorliegt.
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